Dr. Alexander Schissel hat ein bewegtes Leben hinter sich. Als Kind einer jüdischen Familie wurde er 1930 in Odessa, der ukrainischen Hafenstadt am Schwarzen Meer, geboren. Bereits mit sieben Jahren musste er zum ersten Mal den Terror hautnah miterleben als sein Vater aufgrund seiner trotzkistischen Einstellung Opfer eines stalinistischen Rollkommandos wurde.
1941 lag Europa durch die Herrschaft der Nationalsozialisten und ihrer Verbündeten bereits in Trümmern. Auch die strategisch wichtige Hafenstadt Odessa rückte nun immer mehr in den Fokus der Achsenmächte, zu denen 1940 auch Rumänien beitrat. Nach 73 Tagen der Belagerung durch deutsche und vor allem rumänische Truppen zogen sich die Verteidiger nach Sewastopol zurück. Das Schicksal der über 200.000 Juden in Odessa war damit besiegelt, sie wurden fast alle Opfer des Holocaust.
Dr. Schissel wurde von seiner Mutter getrennt und verlor auch bald seinen Bruder. Mit elf Jahren war er auf sich allein gestellt. Mehrmals wurde er von der Polizei gefasst, floh aber immer wieder aus Gefängnissen und Konzentrationslagern für Kinder. Neben all dem Leid hat er aber auch Gutmütigkeit und Hoffnung erfahren, wie er selbst sagt. Familien gewährten ihm Unterkunft, Kleinigkeiten machten ihn froh.
Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit hatten mit Alexander Schissel über sein Leben und besonders seine Kindheit zu sprechen. Für uns, die Krieg und Leid nicht erlebt haben, war es eine Erfahrung, die wir jetzt nicht mehr missen möchten. Es hat uns nachdenklich gestimmt.