Am Donnerstag konnten wir im fünften Teil unserer Reihe „Christen in der Moderne – Kirche nur an Weihnachten“ Jens Fischer, Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit von Open Doors, begrüßen. Er referiert eindrucksvoll über die aktuellen Brennpunkte der weltweiten Christenverfolgung.
Open Doors veröffentlicht jährlich den Weltverfolgungsindex, auf welchem sich 50 Länder finden lassen und der von Nordkorea, Somalia, Irak sowie Syrien angeführt wird. Die Anzahl der verfolgten Christen umfasst rund 100 Millionen.
„Während die Verfolgung von Christen in westlichen Ländern ein Randthema ist, kommt ihm in anderen Ländern große Bedeutung zu“, berichtet Fischer. Fischer legte dar, dass es eine große Schnittmenge zwischen islamisch regierten Staaten und den Ländern, in denen Christen verfolgt werden gibt, sodass acht der ersten zehn Länder des Index muslimisch sind.
Die Dienste des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks erstrecken sich von der Ausbildung von Pastoren und Gemeindemitgliedern beispielsweise im Bereich der Traumafürsorge über Hilfe zur Selbsthilfe in Form von Kleinkrediten sowie die Betreuung gefangener Christen beispielsweise durch Rechtsbeistand.
In Artikel 18 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechten“ ist neben der Glaubens- und Gewissensfreiheit auch die Freiheit zum Religionswechsel festgeschrieben. In vielen Ländern wird dieser Artikel allerdings missachtet und Christen vom gesellschaftlichen und sozialen Leben ausgegrenzt, bedroht, misshandelt oder ermordet. „Für Betroffene geht es um sehr viel, letztendlich ihr Leben“, erklärte Fischer mit Blick auf die individuelle Bedeutung der Religionsausübung.
Fischer stellte einige Länder, in denen Christen verfolgt werden, exemplarisch dar. Beispielsweise kommt es unter dem neuen indischen Regierungschef zunehmend zu Christenverfolgungen sowie der Vernichtung von Kirchen, welche mit der Forderung nach einem rein hinduistischen Staat zusammenstehen. Nordkorea befindet sich seit 13 Jahren auf Platz eins des Weltverfolgungsindex und versucht mit seinem perfektionierten Kontrollsystem, Christen aufzuspüren und diese in Arbeitslager zu bringen. Die Blasphemiegesetze in Pakistan stellen einen Türöffner für Willkürakte gegen Andersgläubige dar, welche dazu beigetragen haben, dass bereits Gerüchte über die Verleugnung des Koran zu lebenslangen Haftstrafen oder Ermordung durch Mitbürger führen. Dies trifft auch auf hochrangige Politiker zu, die sich öffentlich zum Christentum bekennen oder Christen Hilfe zusichern. In Kenia hat sich die Situation im Vergleich zum letzten Jahr am stärksten verschlechtert (Platz 43 zu Platz 19), was sich in der gezielten Ermordung von Christen durch die Terrormiliz Al-Shabaab zeigt wie bei dem Anschlag in Garissa vor einigen Wochen deutlich wurde.
Als Betreiber der Verfolgungen macht Open Doors neben politischen Parteien wie in Indien sowie Extremisten auch die Gesellschaft an sich aus. „Regierungsführer ethnischer Gruppierungen können ebenso Begründer der Verfolgung sein wie Familienangehörige, die in einem Religionswechsel sowohl das Auseinanderbrechen der Familienstruktur als auch die Verletzung der Familienehre stehen“, verdeutlicht Fischer die weitreichenden Verursacher der Verfolgung.
Zum Abschluss seines Vortrages rief Fischer dazu auf, das Thema der Christenverfolgung unter den zahlreichen täglichen Nachrichten nicht vergessen zu lassen, sondern im Bewusstsein zu behalten.