Der Ukraine-Konflikt besteht seit dem Jahr 2013 und gipfelte in dem Tod von über 90 Zivilisten im Februar 2014. Die Protestierenden forderten eine Annäherung an die EU und andernfalls den Rücktritt des Staatschefs — doch der prorussische Präsident Janukowitch hielt an seinem Beschluss, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterschreiben, fest. Er selbst lehnte seinen Rücktritt ab; später wird ihn das ukrainische Parlament für abgesetzt erklären.
Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Lage bis heute entspannt hätte, ganz im Gegenteil. Heute gibt es eine Mauer, die die Fronten innerhalb der Ukraine voneinander trennt; und sie zieht nicht nur eine geographische Linie durch das Land, sondern auch eine zwischen Wirtschaftsbeziehungen und dem Zugehörigkeit(-sgefühl) zu Russland oder der Ukraine. Die Auseinandersetzungen zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Regierung haben sich seit Februar 2014 noch verschärft — auch wenn es in den westlichen Medien still um das Thema geworden ist. Denn vielleicht gerade deswegen: weil sich Spannungen über eine lange Zeit weiter aufbauen konnten, drohen sie, irgendwann aufzubrechen.
„Im Grunde reicht es, wenn jemand eine Handgranate auf die andere Seite wirft — damit wäre der Waffenstillstand faktisch aufgehoben“, sagt Nikolaus von Twickel, Journalist bei „Ukraine verstehen“ und ehemaliger DPA-Korrespondent für das Land, über das er während seines Besuchs bei der Europa-Union berichtet. Die Minsker Friedensverträge seien so ungenau formuliert, dass eine Einhaltung von vorneherein nur schwer vorstellbar gewesen sei, heißt es in der „Süddeutschen Zeitung“.
Von Twickel erzählt, dass die etwa Hälfte der Restaurants seit der Abspaltung in Luhansk und Donezk geschlossen habe; wirtschaftlich seien die Volksrepubliken längst nicht mehr so stark wie einst. Doch wirtschaftliche Stärke lässt sich auch schwer aufrecht erhalten, wenn die ausgebildeten Leute vor der Grenzziehung ausgewandert und diejenigen geblieben sind, die „nicht anders konnten.“ Abgeschnittene und unpassierbare Handelswege erschweren das Gewerbe auf beiden Seiten, und auf beiden Seiten wird sich die Schuld für die scheinbar ausgwegslose Situation zugeschoben.
Unabhängig davon, wer sie trägt: Eine Lösung des Konflikts ist noch lange nicht in Sicht.