Die Macht (in) der Krise

Die Anfang 2020 weltweit ausgebrochene Atemwegserkrankung COVID-19 steht seitdem im Mittelpunkt jedes Tagesgeschehens. Mit derzeit knapp 154.000 Infizierten und über 5.500 Todesfällen, ist Deutschland in einer der schwersten Krisen seiner Geschichte angekommen.

Mit dem am 27.03.2020 in Kraft getretenen „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ reagierte die Bundesregierung und das Gesundheitsministerium rigoros. Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Läden sind geschlossen. Hinzu kam ein Verbot von Gruppen und Zusammenkünften von mehr als zwei Personen, einschließlich Gottesdiensten. Öffentliches Leben findet seitdem in Deutschland kaum noch statt. Doch die Maßnahmen waren richtig.

So drastisch die Situation auch ist, was kann uns diese Krise dennoch lehren? Zunächst einmal gilt es die Bundesregierung in ihren Maßnahmen zu unterstützen. Dies gelingt bereits ganz einfach darin, indem man sich an die Regelungen hält. Schönes Wetter mag es uns nicht leicht machen und zeichnet zudem ein trügerisches Bild, doch die Gefahr des Virus ist weiterhin nicht zu unterschätzen. Der Mut spendende Fortschritt im Kampf gegen das Virus zeigt, dass weiterhin an den Maßnahmen festgehalten werden muss, statt über umfassende Lockerungen nachzudenken.

Die überwältigende Mehrheit der Göttinger verhält sich vorbildhaft. Doch gibt es in Göttingen immer noch einzelne Personen, die den Ernst der Lage anscheinend noch immer nicht begriffen haben. Das zeigt sich an Aktionen wie von der linksautonomen Gruppierung „Links Unten Göttingen“. Mit Pyrotechnik und vermeintlichem Sicherheitsabstand wollten die Akteure bei einer Demonstration vor der Justizvollzugsanstalt Rosdorf ihre Solidarität mit den Insassen ausdrücken. Als die Polizei den Platz aufgrund des aktuellen Versammlungsverbotes räumen ließ, wurde der Einsatz der Beamten von der Gruppierung ideologisch aufgeladen und zu einer Schmutzkampagne gegen die Polizei inszeniert. Das eigentliche Vorhaben der Gruppierung hatte ab diesem Punkt nichts mehr mit Solidarität zu tun. Den Corona-Virus zu politischen Zwecken auszunutzen ist beschämend und gehört von der Zivilbevölkerung entschieden verurteilt. 

Vollkommen außer Acht lassen darf man die Zukunft aber auch nicht. Aktuell erhobene Umfragewerte verschiedener Umfrageinstitute zeigen mit Zustimmungswerten von bis zu 38 Prozent, dass die Bürger die Verantwortung für das Land vor allem der CDU zutrauen. Das statistische Bild darf die Union jedoch nicht all zu euphorisch stimmen, da sie die aktuelle Stimmung in mitten einer Krise festhält. Auf die Fahne schreiben kann sich die Union jedoch die Rolle als Partei für Krisenmanagement und Sicherheit. Es wird noch einige Monate dauern, doch Deutschland wird diese gesundheitliche Krise lösen, aber danach beginnt die Bewältigung der wirtschaftlichen. Auch hierfür wird entscheidend sein, welcher Partei dabei am meisten zugetraut wird und vor allem welchem Kanzler. Die Union und Parteivorsitz-Kandidat Friedrich Merz dürften sich dabei berechtigte Hoffnung machen.

Zurzeit befinden wir uns jedoch noch mitten in der gesundheitlichen Krise. Hier tut sich vor allem Markus Söder hervor. Als erstes Bundesland lässt Bayern Kontaktverbote beschließen und das Abitur verschieben. Gleichsam wird die Versorgung von Pflegepersonal fortan vom Freistaat getragen. Bayern und Söder gehen voran oder: Söder macht vor und Deutschland macht nach. Seine kraftvolle Entschlossenheit verleiht ihm aktuell einen erheblich größeren Sympathiewert als seinem Amtskollegen in Nordrhein-Westfalen Armin Laschet. Dieser kommt laut Umfragen als Favorit für den Kanzlerkandidaten der Union auf acht Prozent, während sich Söder auf 27 Prozent managt. Auch wenn die Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden voraussichtlich doch erst auf dem regulären Parteitag im Dezember stattfindet, so wird die „Corona-Krise“ eine entscheide Rolle bei der Stimmabgabe der Delegierten spielen.

Wenn man aus dieser Krise versucht auch etwas Positives zu ziehen, – und das sollte Deutschland tun – dann kann die Solidarität besonders herausgehoben werden. COVID-19 brachte Themen im gesellschaftlichen und medizinischen Bereich zur Debatte, welche eigentlich nicht neu sind. Somit muss die Bezahlung von Pflegepersonal dringen erhöht werden. In unserer medizinischen Versorgung hat sich zudem eine immense Abhängigkeit von China und anderen nicht-europäischen Ländern gezeigt. Engpässe durch Mangel an nationalen Reserven können im Extremfall Leben kosten. Die Pharmazeutin Prof. Ulrike Holzgrabe sagte dazu: „Die Chinesen brauchen gar keine Atombombe. Sie liefern einfach keine Antibiotika mehr“. Der Abhängigkeit von China muss daher entgegengewirkt werden, auch wirtschaftlich. Die finanzielle Notlage kleiner und mittlerer Unternehmen darf nicht dazu führen, dass sich China nach der „Corona-Krise“ günstig in die deutsche Wirtschaft einkauft. Wirtschaftlich gesehen wäre das fatal. Besonders positiv zu bemerken ist die Solidarität der Deutschen mit den Einsatzkräften in der Pflege und kleinen selbstständigen Unternehmen. Jedoch muss diese Solidarität anhalten. So muss gesellschaftlich auch weiter auf die Missstände in der Pflege hingewiesen werden. Gleichzeitig sollte auch darüber nachgedacht werden, auch nach der Krise weiter bei dem kleinen regionalen Metzger oder Bäcker einzukaufen.

Fest steht: Corona hat keine neuen Probleme geschaffen, sondern sie nur drastisch verschärft. Das „Gute“ daran ist, dass sie nun hoffentlich in den Köpfen bleiben. Genauso wie die gesellschaftliche Solidarität der Deutschen untereinander und das Verständnis sich als eine Gemeinschaft zu verstehen. Die Krise wird wohl noch anhalten. Wir müssen durchalten und zusammenhalten. Doch dieser Halt wird sich lohnen.

Im Format #jungemeinung geben JU-Mitglieder ihre persönliche Meinung wieder, die nicht zwangsläufig mit der Beschlusslage der Jungen Union übereinstimmen muss.