Das moderne, kastenförmige Gebäude im Göttinger Kellnerweg suggeriert Zukunftsgewandtheit — ein Sinnbild für die Mentalität in seinem Inneren.
Denn die Forschung, die im Deutschen Primatenzentrum (DPZ) betrieben wird, hat den Grundstein für so manche Innovation gelegt und damit die Lebensqualität oder das Leben einiger Menschen verbessert, wenn nicht gar gerettet.
Uwe Schönmann, Leiter der Tierhaltung am Institut, erzählt uns von den Fachgebieten, die von den Neurowissenschaften über die Infektions- und Verhaltensforschung bis hin zur Stammzellenforschung und Genetik reichen. Dabei ist Göttingen neben Standorten in Madagaskar, Thailand, Peru und im Senegal nur einer von fünfen des DPZ. Es versteht sich als Infrastruktureinrichtung für die Wissenschaft; stellt Tiere bereit, berät und unterstützt andere Forschungseinrichtungen.
Geforscht wird — wenig überraschend — an nicht-menschlichen Primaten: Das Institut beherbergt 1.350 davon, darunter Javaner -, Rhesus- und Weißbüschelaffen. Untersuchungen mit Menschenaffen, wie etwa Gorillas, sind aufgrund ethischer Bedenken nicht erlaubt. Abgesehen davon, dass sie sich an bis zu 200 Kilogramm schweren Tieren schwierig gestalten könnten, gibt es einen weitaus ausschlaggebenderen Punkt: Sie sind zu eng mit den Menschen verwandt.
Tierversuche sind „Eingriffe oder Behandlungen an Tieren, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sein können“, heißt es im deutschen Tierschutzgesetz. Deswegen gilt: geforscht wird mit Tieren nur unter der Bedingung, dass die Fragestellung es wert ist, intensiv betrachtet zu werden. Außerdem muss der Versuch einen Erkenntnisgewinn oder medizinischen Nutzen haben, der so bedeutend ist, dass er das mögliche Leid des Tieres aufwiegt. Diese ethische Entscheidung wird von den Wissenschaftlern und mehreren Instanzen wie dem Tierschutzausschuss, der Tierschutzkommission und der zuständigen Behörde getroffen. Eine Genehmigung wird dann erteilt, wenn Nutzen und Unerlässlichkeit des Versuches gegeben sind, wie beispielsweise die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen oder gefährlicher Infektionen. Deswegen sind Krankheiten wie AIDS und Ebola Schwerpunkte im DPZ.
Das DPZ setzt Standards — europaweit. „Bevor die EU-Richtlinien in der Tierhaltung zu experimentellen Versuchen durchgesetzt wurden, hatten wir sie schon längst umgesetzt. Ändern mussten wir nichts“, sagt Schönmann.
Er zeigt: Das Äußere des Gebäudes hält, was es verspricht.