Die CDU ist Volkspartei. Sie ist plakativ gesagt die Partei für Mann und Frau, für jung und alt und für arm und reich. Und doch muss sie sich seit Längerem den Vorwurf gefallen lassen, eine „Altherren“-Partei zu werden. Eine Frauenquote soll das jetzt ändern.
Ich befinde mich im Zwiespalt und fühle mich unwohl dabei, eine solch auf den ersten Blick „anti-feministische“ Haltung einzunehmen. Jedoch meine ich, dass eine Frauenquote einer Emanzipation gerade entgegenstehen würde. Zudem gibt es gewichtige Punkte, die vor der etwaigen Einführung einer Frauenquote überdacht werden müssen.
Denn wie sieht denn die Realität in den Kreisverbänden und darüber hinaus aus? Man muss wohl ehrlich sein und sich eingestehen, dass viele Verbände „vom Aussterben bedroht“ sind, dass der Nachwuchs fehlt; es fehlt generell an jungen Menschen, die sich für Politik begeistern und zwar nicht nur an jungen Frauen, sondern auch an Männern. Wenn also eine Frauenquote schon ab Kreisebene eingeführt würde, so würde das die Kreisverbände arbeitsunfähig machen.
Dieser Hürde soll damit begegnet werden, dass eine Frauenquote nur dann gelten soll, wenn es genug weibliche Bewerberinnen gibt. Aber welchen Sinn hätte dann eine Frauenquote noch? Wahlen werden nicht erst am Wahltag gewonnen; wer den neuen Vorstand eines Verbandes bildet, steht meist schon im Groben wochenlang vorher fest – und das gilt bei Weitem nicht nur für ländliche Kreisverbände.
Bevor also über die Einführung einer Quote diskutiert werden dürfte, müsste unsere Mutterpartei zunächst dafür sorgen, dass die Partei wieder mehr Mitglieder zählt. Denn bei immer weniger Mitgliedern gibt es immer weniger Bewerber für Vorstandsämter und bei zu wenigen Bewerbern kann eine Quote nicht eingehalten oder durchgesetzt werden.
Zudem ist mit einer Quote niemandem geholfen. Das „Horror“-Szenario nach Einführung einer Quote, das aber gar nicht so unwahrscheinlich ist, ist das Folgende: Kreisvorsitzender X bemerkt, dass in seinem zukünftigen Vorstand zu wenige Frauen wären, damit die Quote erfüllt wird. Daher lässt er seine Frau und einige Frauen seiner Kollegen im Vorstand als Beisitzerinnen in den nächsten Vorstand wählen. Die gewählten Frauen würden (grob unterstellt) kein Interesse an der Mitarbeit im Vorstand haben. Damit säßen zwar mehr Frauen im Vorstand, aber der Zweck einer Quote kann doch kaum der sein, dass allein mehr Frauen „auf dem Papier“ die Ämter ausfüllen. Die richtige Überlegung in der momentanen Diskussion sollte daher nicht sein: „Wie und wann führen wir eine Quote ein?“, sondern „Wie erreichen wir, dass mehr junge Frauen und Männer aktiv Politik in und für die CDU gestalten wollen?“.
Zudem würde ich mir – und viele andere Frauen wohl auch – nicht gerne den Vorwurf gefallen lassen, dass ich mein Amt nur besetze, weil ich eine Frau bin und die Quote das eben verlange. Eine Frauenquote würde es sämtlichen Frauen in höheren Ämtern nicht leichter, sondern eher schwerer machen, zu beweisen, dass sie aufgrund ihres Könnens das Amt ausüben und nicht, weil sie gewählt werden mussten. Jede Frau, die nach Einführung einer Quote gewählt werden würde, hätte mit diesem Vorwurf – auch wenn er unausgesprochen bliebe – unterschwellig zu kämpfen.
Die Frauenquote kann kein Mittel und keine Voraussetzung dafür sein, um die CDU jünger, weiblicher oder vielfältiger zu machen. Der vielleicht mit der Quote beabsichtigte Nebeneffekt, mehr Frauen zum Eintritt in die CDU zu bewegen, entbehrt jeder Grundlage. Die Befürworter der Quote, die diesen vermeintlichen Zweck als Legitimierung und als Argument für die Quote anführen, verkennen, dass zuvor ein wichtiger Schritt erforderlich ist, nämlich – wie gesagt – die Gewinnung neuer Mitglieder. Erst darauf könnte eine etwaige Quote aufbauen. Wenn man argumentiert, man bräuchte die Quote, um mehr Mitglieder zum Eintritt zu bewegen, liegt hierin ein Zirkelschluss und auch eine gewisse Realitätsferne. Keine Frau wird in die CDU eintreten, nur weil es eine Frauenquote gibt. Man tritt zudem ja nicht in eine Partei ein, um Parteivorsitzender zu werden, sondern weil man sich mit den Werten der Partei identifiziert und weil man glaubt, die Antworten der Partei sind die richtigen für die Zukunft.
Ich bin davon überzeugt, dass die CDU Zukunftspartei ist und bleiben wird. Dazu gehört aber nicht, anderen Parteien hinterher zu laufen. Nur weil andere Parteien bereits Frauenquoten eingeführt haben, heißt das nicht, dass sie gut sind. Es bedeutet auch nicht das Gegenteil, aber es heißt auf keinen Fall, dass die CDU mitmachen muss. Gerade weil die CDU dem Vorwurf, hohe Ämter nur mit Männern zu besetzen, mit einem immerhin nicht ganz unwesentlichen Argument begegnen kann: Unsere Bundeskanzlerin ist schließlich eine Frau.
Im Format #jungemeinung geben JU-Mitglieder ihre persönliche Meinung wieder, die nicht zwangsläufig mit der Beschlusslage der Jungen Union übereinstimmen muss.