In der vergangenen Woche konnten wir im Rahmen unserer zweitägigen Glaubensorte-Tour einen Einblick in verschiedene religiöse Einrichtungen in Göttingen gewinnen.
Den Beginn machte die DIBIT-Moschee. Auf circa 2.500 Quadratmetern Fläche treffen sich die 350 Gemeindemitglieder regelmäßig zum Gebet. Die Predigt wird dabei auf Arabisch, Türkisch und Deutsch gehalten. Darüber hinaus dient das Glaubenshaus, welches zu den schönsten Moscheen Deutschlands gehört, auch als sozialer Treffpunkt, der beispielsweise einen Markt für Berufe anbietet.
Den Anschluss bildete der Besuch im Buddhistischen Zentrum. Der eingetragene Verein mit seinen 55 Mitgliedern finanziert sich größtenteils aus Mitgliedsbeiträge. Das Zentrum hat sich für die Ausrichtung des Diamantweges entschieden. Neben den circa vierzigminütigen Meditationen bietet das Zentrum Gesprächskreise an, welche ein breites Themenfeld von Alltagsproblematik bis hin zu buddhistischen Fragen abdeckt. Das buddhistische Zentrum kennt keine Taufe oder Glaubensbekenntnis, Buddhist kann jeder werden, der Zuflucht im Leben des Buddhismus sucht, um zur Fähigkeit der eigenen Erleuchtung zu gelangen.
Im zweiten Teil unserer Glaubensorte-Tour besuchten wir zunächst die Göttinger Synagoge. Nachdem die Gemeinde vor dem zweiten Weltkrieg mehr als 600 Mitglieder verzeichnen konnte, zählt sie heute circa 150 Mitglieder, von welchen es sich bei 90 Prozent um europäische Einwanderer handelt. Ende der 1990er Jahre wurde die Gemeinde in Göttingen nach jahrzehntelangem Stillstand neubelebt und musste als Treffpunkt zunächst auf Wohnungen und Lagerhallen zurückgreifen. Dies erfolgte allerdings nicht zum Nachteil des Glaubens, da überall dort, wo sich eine Thorarolle befindet, ein geheiligter Raum ist. 2011 erhielt die Gemeinde eine in den USA restaurierte Thorarolle. Der Gottesdienst erfolgt auf Hebräisch, Russisch und Deutsch. Für den Unterricht zur Bar Mitzwa fahren die Kinder nach Hannover oder nehmen über das Internet am Unterricht teil, da Göttingen auf keine entsprechende Infrastruktur zurückgreifen kann.
Als nächsten Stopp erwartete die Gäste die evangelisch-reformierte Gemeinde. Sie besteht seit dem 18. Jahrhundert auf Bestreben von Albrecht von Haller und kann derzeit rund 3.000 Mitglieder aufweisen. Besonderheiten der Kirche sind, dass es weder einen Altar, noch ein Kreuz oder Heiligenbilder gibt und die Sitzbänke im Kreis um die Mitte des Saales gruppiert sind. Die Kirche wird neben Gottesdiensten auch zu Theaterveranstaltungen genutzt. Nur an Gottesdiensten ist sie ein „heiliger Ort“, ansonsten ein Ort der Zusammenkunft.
Zum Abschluss der Besichtigungen fanden sich die Gäste im Café Botanik wieder, wo sie die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren und sich über die neu gewonnen Erkenntnisse austauschen konnten.