Gestern besuchte uns der Göttinger Chemieprofessor Prof. Dr. Buback, um über die Hintergründe zum Mord an seinem Vater zu sprechen. Im April 1977 wurde der damalige Generalbundesanwalt Siegfried Buback mit zwei Begleitern durch Terroristen der linksextremistischen RAF erschossen.
Wie auch in seinem erstmals 2008 erschienenen Buch „Der zweite Tod meines Vaters“ thematisierte Buback in seinem Vortrag vor allem das systematische Versagen der Strafverfolgungsbehörden. Trotz mehrerer Gerichtsprozesse wurden die unmittelbaren Tatverdächtigten für den dreifachen Mord nie in vollem Umfang zur Rechenschaft gezogen. Das Verschwinden von Beweismitteln und Gutachten sowie die Entfremdung von Zeugenaussagen untermauern den Verdacht gezielter Manipulation während der diversen Ermittlungsverfahren. Auf Grundlage der von Prof. Dr. Buback in jahrelanger akribischer Recherche zusammengetragenen Fakten erscheint eine unrühmliche Beteiligung des Verfassungsschutzes nicht als unwahrscheinlich. Insbesondere legen Indizien den Verdacht nahe, dass die Terroristin Verena Becker wegen ihrer Tätigkeit als Informantin des Geheimdienstes vor einer Anklage als Haupttäterin geschützt wurde.
Mord verjährt nicht. Das letzte Ermittlungsverfahren gegen einen Beteiligten wurde vor mittlerweile acht Jahren eröffnet – jedoch mit wenig Hoffnung auf einen klärenden Prozess. Dass die Verantwortlichen hinter dem Attentat von Siegfried Buback sowie dessen Begleitern 38 Jahre nach der Tat immer noch nicht vollständig aufgeklärt sind, empfindet Prof. Dr. Buback als Armutszeugnis unseres Rechtsstaates. Die systematische Unfähigkeit zur Aufklärung zeige sich, so Buback, auch im laufenden Mammutprozess zu den NSU-Morden.