Den Beginn unserer Themenwoche bildete der Besuch des Deutschen Primatenzentrums (DPZ). Das DPZ in Göttingen als einziges Primatenzentrum Deutschlands wurde 1977 gegründet und gehört zur Leibniz Gemeinschaft. Tätigkeitsfelder sind neben der biomedizinischen Forschung, Freilandforschung und Zucht auch die Weiterbildung und Beratung. Die Forschungsgebiete teilen sich dabei in die Infektionsforschung, die Neurowissenschaften sowie die Primatenbiologie auf. Zu den Ergebnissen des DPZ gehören unter anderem die Herstellung eines BSE-Schnelltests, die erstmalige Beschreibung von 14 Primatenarten, der Nachweis, dass Neuronen sich neu bilden können sowie, dass neuronale Aufmerksamkeit wie ein Scheinwerfer auf wichtige Objekte im Sichtfeld gerichtet wird.
Weiter ging unsere Themenwoche am Dienstag mit dem Besuch des Laser-Laboratoriums Göttingen. Bei diesem handelt es sich um eine Forschungsanstalt des Landes Niedersachsen, in der Lasertechnologien und verschiedenste Bereiche der Photonik erforscht werden. Ziel ist es, den Wissenstransfer zwischen Instituten und Wirtschaft zu vertiefen und der Industrie Hochtechnologien made in Niedersachsen zur Verfügung zu stellen. Waren wir anfangs alle noch überwältigt von der enormen Komplexität des Themas, welches nur eingefleischte Physiker wirklich verstehen können, haben wir doch schnell gesehen, welchen direkten Nutzen diese Forschung bringen kann. So wird derzeit beispielsweise an einem optischen Detektionsverfahren für Sprengstoffe sowie an der weiteren Verbesserung des Mikroskops, für das der Göttinger Stefan Hell letztes Jahr den Nobelpreis erhielt, gearbeitet.
Am Mittwoch besichtigten wir das größte Institut während unserer Themenwoche, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Hier forschen rund 500 Mitarbeiter vor allem auf dem Gebiet der Strömungstechnik und Aeroelastik, um Flugzeuge, Autos und Züge aerodynamischer und somit leiser und weniger Treibstoff verbrauchend zu gestalten. Zu diesem Zweck stehen über zwanzig Windkanäle und weitere große Anlagen wie beispielsweise eine mehrere Meter hohe Vakuumkammer und ein vollständiges Flugzeug zur Verfügung.
Am letzten Tag kam dann Jörg Hillmer, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, zu uns nach Göttingen und wir besuchten gemeinsam das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Dort wird sich einerseits mit dem uns nächsten Stern, der Sonne, und ihrer Funktionsweise, andererseits mit all den Planeten und Kometen, die sonst noch im Sonnensystem umherschwirren, beschäftigt. Hierfür wird modernste Raumfahrttechnologie benötigt, die direkt vor Ort geplant, konstruiert und montiert wird. Bemerkenswert ist hierbei vor allem, dass zwei der Instrumente, die im letzten Jahr mit der Rosetta-Mission den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko erreichten auch aus Göttingen kamen. Dies hat die Bedeutung des MPS für die europäische Raumfahrt eindrucksvoll demonstriert und lässt auf weitere Raumfahrtbeteiligungen Göttingens in Zukunft hoffen.
Zum Abschluss unserer Themenwoche kamen wir mit Jörg Hillmer beim Aktiventreffen ins Gespräch. In Niedersachsen stellt Göttingen den bedeutendsten wissenschaftlichen Standort dar. Bei der Verteilung der Exzellenzinitiative ist es für norddeutsche Universitäten schwer, sich gegen die Stärke der süddeutschen Universitäten durchzusetzen. Zudem liegt die Herausforderung der Bildungspolitik darin, wirtschaftliche Wege für Hochschulabbrecher von der Hochschule zu einer praktischen Ausbildung aufzuzeigen. Obwohl sich vermehrt Studenten mit einem Masterabschluss aufweisen lassen, ist dieser kein Maßstab für den Bildungsstandort Deutschlands als Ganzes, da auch die hierdurch erzielten Errungenschaften berücksichtigt werden müssen. VW-Vorab gewährt der Universität Göttingen Fördermittel, welche von der Landesregierung allerdings ungenügend eingesetzt wird. Hier besteht großer Handlungsbedarf.